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Kirchen loben Hilfsbereitschaft der Bürger

Immer öfter helfen Bürger in Deutschland

Essen (ots) - Die beiden großen Kirchen in unserer Region haben anlässlich des Weihnachtsfestes die enorme Hilfsbereitschaft vieler Deutscher gegenüber Flüchtlingen gewürdigt. Der Essener Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, äußerten im Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Donnerstagausgabe) aber auch Verständnis für weit verbreitete Ängste vor einer Überforderung der Gesellschaft durch die hohe Zahl an Asylsuchenden im Land.

"Die große Hilfsbereitschaft der Menschen ist ein Phänomen, das aus unserer Ruhrgebietssicht völlig selbstverständlich ist", sagte Overbeck. Die Allermeisten hier seien Teil einer integrationswilligen Gesellschaft, "die seit über 100 Jahren fähig ist, Menschen unterschiedlicher Herkünfte, unterschiedlicher Sprachen und auch unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen zu integrieren", so der Ruhrbischof. Overbeck forderte dazu auf, auch künftig integrationsfähig zu bleiben. Weihnachten sei ein Fest der Menschlichkeit. "Wo sie lebt, da vertraue ich auf die positiven Kräfte einer Gesellschaft und auf unseren Zusammenhalt", so der Bischof.

Präses Annette Kurschus sagte: "Ich bin dankbar für das umfangreiche und vielfältige Engagement bei uns - übrigens schon lange - in den Kirchengemeinden, in der Diakonie und in anderen Bereichen unserer Kirche." Dieser Einsatz wirke auf die Kirchengemeinden zurück. In der Praxis könne man dazugehören, "ohne schon ein überzeugter Christenmensch zu sein." Gleichzeitig warnte Kurschus davor, Probleme unter den Tisch zu kehren. "Moralische Appelle und Tabus, hinter denen sich Konflikte aufstauen, spielen allenfalls den Populisten von Pegida und Co. in die Hände."

Der Ruhrbischof verwies darauf, dass viele Menschen erkennbar überfordert seien mit dem Ausmaß der Veränderungsprozesse, die auf das Land zukämen. Overbeck: "So wie die Flüchtlinge sich verändern werden, wenn sie zu uns kommen, so werden auch wir uns verändern." Allerdings dürfe man nicht diejenigen vergessen, die hierzulande in sozialer Not seien. Veränderungsbedarf sieht der Ruhrbischof zudem auf europäischer Ebene. Mauern und Zäune bewirkten nichts. Die EU müsse nun auch eine soziale Union werden.

Quelle presseportal  Foto by flickr/Dennis Skley

Solidarität in der EU ist nicht zu erzwingen

Auch Hilfsbereitschaft muss sich an den aktuellen Gegebenheiten orientieren

Düsseldorf (ots) - Zu Recht wehrt sich Kanzlerin Angela Merkel gegen die Kritik, sie sei Flüchtlingen gegenüber zu großzügig. Wer in dieser Frage kein Herz zeigt, hat die humanitären Werte der EU am Stacheldraht-Zaun abgegeben. Auch eine Kanzlerin muss in einer Notlage emotional reagieren dürfen. Zugleich zeigte sie aber Realismus, als sie die Grenzkontrollen einführte, nachdem der Zustrom plötzlich ungeahnte Ausmaße angenommen hatte. Eine richtige Flüchtlingspolitik ist eine Balance zwischen dem humanitär Gebotenen und dem tatsächlich Verkraftbaren. Deutschland ist nicht das Sozialamt der Welt und muss es auch nicht sein. Aber es muss helfen, wo immer es kann, und dabei an die Grenze der Belastbarkeit gehen. Andererseits verbietet es sich, die anderen EU-Länder willkürlich wegen ihrer mangelnden Solidarität vorzuführen oder gar zu bestrafen. Deutschland hat ein sehr weitgehendes Asylrecht. Und dieses Recht kann es nicht europaweit durchsetzen, so dass andere Länder die Folgen deutscher Großzügigkeit tragen müssen. Im Kern muss jedes Land selbst entscheiden, welchen Beitrag es zur Lösung der Flüchtlingskrise trägt. Vernunft und Herz sind gefragt. Die deutschen Maßstäbe sind dabei nicht für alle gültig.

Quelle presseportal Foto by flickr/Leo Grübler

 

Das Westfalen-Blatt schreibt dazu:

Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkels Satz

Bielefeld (ots) - Angela Merkel hat eine Entscheidung getroffen: Sie sieht sich, wenn man so will, als Flüchtlingskanzlerin. So spontan der Satz gestern gefallen sein mag, so viel Zeit hatte die Regierungschefin, über ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik nachzudenken. Merkels Einlassung ist weitgehend, vor allem im Umkehrschluss: Wenn nicht alle in ihrem Land in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, kann sie dann noch Bundeskanzlerin sein und bleiben?

Die CDU-Chefin geht voll ins Risiko, denn sie wird auf ihrem eingeschlagenen Weg einen Großteil der Bürger nicht mitnehmen können. Im Gegenteil: Mit Sätzen wie diesem, auf den kein Jahresrückblick verzichten wird, weckt Merkel ganz brisante Stimmungen. Es könnte nämlich der Eindruck entstehen, dass ihr eine Million Fremde mehr wert seien als die Menschen im eigenen Land.

Ob Wohnungsneubau oder Gesundheitskarte - all das, was für Flüchtlinge getan wird und noch getan werden soll, gibt der deutschen Bevölkerungsmehrheit das Gefühl, dass Flüchtlinge in vielerlei Hinsicht besser gestellt werden. Und das darf natürlich nicht sein.

Angela Merkel muss tief überzeugt von ihrem Handeln sein. Denn sie ist klug genug zu wissen, dass sie mit ihrer Haltung nicht weniger als ihre Kanzlerschaft riskiert.

Quelle presseportal

  • Publiziert in Politik
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