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Freier Wille oder nicht?

Wenn der Wille siegt

Nachdem schon vor mehr als 20 Jahren der Neuropsychologe Benjamin Libet an der Universität von Kalifornien in San Diego Experimente gemacht hatte, die die herkömmliche Vorstellung von Wille in einem völlig neuen Licht erschienen ließen, Libet maß damals das Bereitschaftspotential, dass jeder bewussten Entscheidung vorausgeht und konnte so die Handlungen von Probanden voraussagen – und dass um einige hundert Millisekunden, bevor die Probanden sich bewusst dazu entschieden.
In den letzten Jahren wurde dann von einer Forschergruppe rund um Prof. John-Dylan Haynes am Max-Planck-Institut eine Studie erstellt, die mit Hilfe eines MRT Gehirnaktivitäten bei Probanden untersucht hat. Bei den Tests sollten 14 Testpersonen einen Knopf mit der linken Hand oder einen anderen Knopf mit der rechten Hand zu drücken. Sie konnten sich dafür so viel Zeit nehmen, wie sie wollten. Gleichzeitig wurde den Probanden eine Buchstabenfolge gezeigt.

Bereits 7 Sekunden vor der Entscheidung

Während des Versuchs wurden die Probanden mit dem MRT gescannt und die Ergebnisse waren beeindruckend. Denn während die Probanden alle schilderten, dass sie die Entscheidung den einen oder anderen Knopf zu drücken innerhalb einer Sekunde gefällt hätten, konnten die Wissenschaftler über den Gehirnscan bereits 7 Sekunden davor die Entscheidung der Probanden vorhersagen – also scheinbar noch bevor die Probanden sich bewusst für den einen oder andern Knopf entschieden hatten. Allerdings ließen sich die Entscheidungen nicht zu 100% vorhersagen, lagen aber mit über 60% signifikant über einem Zufallsergebnis.

Zumindest ein VETO-Recht bleibt

Es ist aber nicht so, dass wir Sklaven unseres Unterbewusstseins wären. Denn nach neuesten Studien arbeiten der Wille und die automatische Verarbeitung Hand in Hand und nicht gegeneinander. Das behauptet zumindest eine Forschergruppe von der Uni Ulm um den Psychologie Professor Markus Kiefer. Denn wenn wir uns etwas fest vornehmen, dann blockiert unser freier Wille zumindest die unbewussten Inhalte, die dem Bewusstsein widersprechen. Herr Kiefer ist der Sprecher des deutschen Netzwerkes zur Bewusstseinsforschung. Denn die Forschergruppe konnte das erste Mal mit Hilfe eines MRT nachweisen, dass die bewussten Vorsätze die unbewusste Information im Gehirn steuern können. Ein Ergebnis, mit dem so nach den Versuchen der Vergangenheit nicht direkt zu rechnen war, weshalb auch die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Human Brain Mapping veröffentlicht wurden. Im Alltag könne man diese Zusammenhänge auch sehr gut nachvollziehen. “Wenn ich in den Supermarkt gehe, um Spülmittel zu kaufen, bin ich wenig empfänglich für die Schokolade im Süßwarenregal. Die Situation ist ganz anders, wenn ich gerade hungrig und dabei bin, Nahrungsmittel einzukaufen. Ähnliches gilt auch beim Autofahren: Wenn ich einen Fußgänger auf der Fahrbahn erwarte, kann ich ihn mit höhere Wahrscheinlichkeit auch dann rechtzeitig erkennen und abbremsen, wenn er am Rande meines Gesichtsfeldes auftaucht und damit nicht bewusst wahrnehmbar ist.“1

(1: psychologienews.de)

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